Corona Tennis

Corona: Wie geht es im Tennis, Eishockey, Darts und Co. weiter?

(22.04.2020)

Bitte warten - nicht nur im Fußball

Wenn über die Auswirkungen von Corona auf den Leistungssport gesprochen wird, ist im öffentlichen Diskurs oft nur vom Fußball die Rede. Die Verschiebung der Europameisterschaft und das (temporäre) Aussetzen der unterschiedlichen Fußballligen sind in aller Munde. Doch wann dürfen sich die Athleten in Sportarten wie Tennis, Eishockey oder Darts wieder messen?

Tennis: Kooperation zwischen Deutschland und Österreich?

Während sich die meisten Mannschaftssportarten im Wartemodus befinden, dürfen sich die Tennis-Profis mancherorts schon auf Duelle mit ihren Konkurrenten freuen. Im Gegensatz zu Mannschaftssportarten wie Fußball handelt es sich beim Tennis nämlich um keine Kontaktsportart und die Ansteckungsgefahr ist für die Spieler um ein Vielfaches geringer. Ein weiterer Vorteil ist, dass im Freien gespielt werden kann, womit das Risiko einer Ansteckung weiter sinkt. Österreichs Tennis-Ass Domimic Thiem steht bereits voll im Training, wobei er von der Südstadt nun in das „Better Tennis Center“ nach Alt Erlaa in Wien übersiedelte. Die aktuelle Nummer 3 der Weltrangliste sollte auch keine Zeit verlieren, da im Hintergrund bereits Planungen für eine Turnierserie stattfinden.

Das größte Problem für den Tennissport ist, dass für die internationalen Turniere viele Reisen notwendig sind und die meisten Grenzen wohl noch eine längere Zeit geschlossen bleiben. Deshalb setzt der österreichische Tennisverband auf eine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tennis-Bund. Thiem und Co. sollen in einer Serie bestehend aus 32 Herren und 24 Damen Matchpraxis sammeln, wobei die Partien auch für die Öffentlichkeit per Livestream übertragen werden und somit auch bei den Wettexperten unter den Tennis-Fans wieder für Spannung sorgen könnten. In Österreich könnten die Spiele am 25. Mai starten, bei unseren Nachbarn ist der 8. Juni ein möglicher Starttermin.

Die internationalen Turnierserien pausieren bis auf weiteres zumindest bis zum 13. Juli, womit auch das traditionsreiche Rasenturnier in Wimbledon ausfallen wird. Die Wimbledon-Veranstalter zählen dennoch zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht überraschender Weise zu den Gewinnern der Krise, denn kein anderer Event sicherte sich im Vorfeld so gut gegen eine Pandemie ab. Nach der SARS-Epidemie im Jahr 2003 bewiesen die Organisatoren Weitblick und versicherten das Turnier gegen eine Summe von 1,8 Millionen Euro pro Jahr gegen Ausfälle aufgrund von Epidemien. Nun muss die Versicherung stolze 114 Millionen Euro an die Veranstalter auszahlen.

Pause auch im Eishockey

Eishockey hat als Kontaktsportart mit ähnlichen Problemen wie der Fußball zu kämpfen. Die nationalen Ligen wurden sowohl in Österreich als auch in Deutschland abgebrochen. Der Corona-Virus führte auch zu einem Abbruch der NHL und zur Absage der Weltmeisterschaft in der Schweiz, die zwischen dem 8. und 24. Mai stattgefunden hätte und nun zum ersten Mal seit dem Jahr 1946 ausfällt. In den meisten Ländern Europas sind die wirtschaftlichen Folgen für die jeweiligen Klubs eine große Herausforderung, zumal noch nicht absehbar ist, wann der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Umso lobenswerter ist es, dass die Klubs der Österreichischen Eishockey Liga im Rahmen der Charity-Kampagne „Hidden Heroes“ nun Hockey-Raritäten versteigern und den Reinerlös an die Caritas Corona Nothilfe spenden. Wer während der Corona-Krise Sportwetten auf Eishockey abgeben möchte, sollte sich die russische Liga Pro genauer ansehen, die ihren Spielbetrieb aufrecht hält.

Darts: Not macht erfinderisch

Dass die Corona-Krise erfinderisch macht, beweist aktuell der Darts-Sport, der sich vom Virus nicht in die Knie zwingen lässt. Zahlreiche Turniere wie der European Darts Grand Prix wurden zwar um einige Monate nach hinten verschoben und auch die seit 2005 ausgetragene Premier League of Darts wurde für bestimme Zeit ausgesetzt, doch im Rahmen der Icons of Darts Live League können die Profis weiterhin ihrem Beruf nachgehen. In diesem Einladungsturnier, in dem unter anderem Aaron Monk und Andy Jenkins mitmischen, werden die Partien live aus den Wohnzimmern der Dart-Profis gestreamt. Den Zuschauern gefällt es!

Kaum Betrieb auf der Tischtennis-Platte

Obwohl die Ansteckungsgefahr beim Tischtennis überschaubar ist, mussten viele Turniere, wie etwa die Weltmeisterschaft in Südkorea, alleine schon wegen der Reisebeschränkungen verschoben werden. Auch die heimische Liga, in der nur noch eine Runde sowie drei Nachtragsspiele zu bestreiten sind, befindet sich momentan im Wartemodus und wird voraussichtlich zumindest bis Juni pausieren müssen. Ein Problem ist, dass viele Mannschaften von Legionären abhängig sind und diese nicht ohne weiteres nach Österreich einreisen können. Während die meisten Turniere verschoben wurden, finden vereinzelt noch kleinere Wettbewerbe statt, wie der ukrainische Setka Cup, der ohne Zuschauer über die Bühne geht.

Handball: THW Kiel nach Abbruch deutscher Meister

Auch der Handballsport gehört zu den großen Leidtragenden des Coronavirus. Die heimische Liga wurde Anfang April endgültig abgebrochen, da auch eine mögliche Austragung der Partien als Geisterspiele als suboptimal bewertet wurde. In Deutschland wurde die Liga ebenfalls abgebrochen und der THW Kiel kann sich nach einem Rechtsgutachten zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder deutscher Meister nennen. Flensburg darf als Tabellenzweiter an der Champions League 2020/21 teilnehmen, während sich Magdeburg, Hannover-Burgdorf und die Rhein-Neckar Löwen für die Euro League qualifizieren.

Der HSC 2000 Coburg und TUSEM Essen steigen in die höchste Spielklasse auf, Absteiger wird es keine geben. Der Saisonstart für die Spielzeit 2020/21 wurde sicherheitshalber auf Anfang September verschoben, wobei es auch hier noch abzuwarten gilt, ob das Datum letztendlich Bestand haben wird. Aktuell wird noch in Weißrussland Handball gespielt, wo man wie beim Fußball den Spielbetrieb nicht unterbrechen möchte.

eSports: Große Spannung am virtuellen Rasen

Während die Top-Ligen aktuell noch pausieren, werden am virtuellen grünen Rasen zahlreiche Wettkämpfe ausgetragen, die viel Medieninteresse nach sich ziehen. Die Fußballfans vermissen ihren Sport und verfolgen zahlreich die vielen eSports-Meisterschaften und Turniere, wie etwa die Sports Battle Champions League. Auch die Fußballvereine erkannten bereits vor der Corona-Krise die zunehmende Bedeutung der virtuellen Duelle und verpflichteten die besten Spieler, die die jeweiligen Vereinsfarben auf ihren Konsolen vertreten.

Dieses Phänomen kann nicht mehr kleingeredet werden, da bereits im Jahr 2019 rund 47 Millionen Zuschauer den FIFA eWorld Cup mitverfolgten. Richtig spannend geht es im eNations Cup zu, wo die FIFA-Profis von echten Fußballprofis unterstützt werden, wodurch die Medienaufmerksamkeit weiter gesteigert wurde. Deutschland setzte sich gegen Österreich klar durch, wobei Freiburg-Innenverteidiger Nico Schlotterbeck Schalke-Legionär Michael Gregoritsch keine Chance ließ und die Partie überlegen mit 8:1 gewann. Der vielleicht beste FIFA-Spieler unter den Profifußballern dürfte übrigens der ehemalige Salzburg-Legionär Mounas Dabbur sein, der Anfang 2019 in der FIFA Weekend League 29 von 30 Partien gewann und damit unter die Top 100 der Welt gelangte.